Marion Klemp war eine der ersten Frauen in der DDR, die als festangestellte Fotografin für eine Tageszeitung arbeitete. 1980 - mit gerade mal 24 Jahren - begann sie ihre Tätigkeit bei dem Ost-Berliner Abendblatt „BZ am Abend“. Eine junge Frau, knapp 1,60 groß, hinter der Profi-Kamera war noch ungewohnt für die Menschen vor der Kamera. „Die Kleene“, wie der Berliner sagte, wurde fast bedauert dafür „wat `se schleppen muss“. Gemeint war der Fotokoffer. Worte ohne Häme, eher mitfühlend und mit Augenzwinkern. Und welche Männer – die damals fast allerorts das Sagen hatten – konnten „so ‘ner Kleenen“ nicht erlauben, auf Baugerüste zu klettern, um Fotos zu machen? „Für eine `kleine graue Maus` gehalten zu werden, wie ich Jahre später in einer internen Beurteilung lesen konnte, war ein Lob für mich“, sagt Marion Klemp heute. „Sich im Hintergrund halten, möglichst unbemerkt beobachten, die Situation des Gegenübers erfühlen und den Augenblick, um auf den Auslöser zu drücken. Das war meine Herangehensweise, um Menschen authentisch abzulichten.“
Ab 1992 wechselte Marion Klemp in die schreibende Zunft und war bis 2014 im Berliner Verlag tätig.
Foto: Marion Kemp beim traditionellen „Frühschoppen in der Manege“ mit Löwen des DDR-Chef-Dompteurs Coldam Anfang der 1980er Jahre. (Foto: Günter Krawutschke)
100 Jahre Eisenbahn auf der Insel Rügen – mit einer Traditionsfahrt von Berlin nach Sellin wurde das Jubiläum am 15. Oktober 1983 begangen. Mit der Lok 03 1010 ging es von Berlin-Lichtenberg aus über Pasewalk, Stralsund und Bergen/Rügen nach Putbus. Von Putbus aus führte die Fahrt auf der Schmalspurbahn nach Sellin und zurück. "Da werden Paare und Familien in Lichtenberg gemütlich in einen historischen Zug steigen, sich für ein paar Stunden im herbstlichen Ostsee-Badeort einen schönen Tag machen und am Abend heimfahren, dachte ich. Und fand mich dann in einem von Anfang bis Ende mitreißenden Film wieder, der von unerschütterlicher Männer-Liebe zur großen alten Dame Dampflock erzählte", so Marion Klemp über die Jubiläumsfahrt.
Herman van Veen, ein niederländischer Sänger, Liedermacher, Schauspieler und Kabarettist, war in der DDR durchaus bekannt und geschätzt, wenn auch nicht so populär wie einige lokale Künstler. Die DDR war offen für Künstler aus anderen sozialistischen Ländern, aber auch für Kulturschaffende aus dem Westen, die als „progressiv“ oder unpolitisch wahrgenommen wurden. Van Veen, der sich für Frieden und Menschlichkeit engagierte, passte in dieses Bild. Marion Klemp schaffte eine einmalige Dokumentation dieses Künstlers: "Als Fan von Herman van Veen mogelte ich mich ohne Akkreditierung auf eine Pressekonferenz, die der Entertainer vor einem Konzert in Berlin gab. Ich setzte mich still in eine Ecke auf den Boden und fotografierte. Am Abend gab ich ein paar Portraits am Hotel-Empfang ab. Als Dank dafür, dass van Veen seine Managerin gehindert hatte, mich nach wenigen Minuten vor die Tür zu setzen. Meine Fotos gefielen van Veen und er bestellte Autogrammkarten – und ich durfte mit auf seine DDR-Tournee im Herbst 1987. Am ersten Gastspielort Dresden fiel zwischen all den feingemachten Besuchern eine Frau auf. Dunkelrote Filzkappe auf Fransen-Kopf, zerschlissenes Mäntelchen, Strumpfhose mit Löchern, abgewetzte Schuhe, schmutzige Hände. Wie ist das Schmuddelkind denn hier reingekommen, dachte ich, und bereute am nächsten Tag mein oberflächliches Urteil. Da saßen „Rotkäppchen“ und Herman in der Kulturpalast-Kantine wie gute Bekannte viertieft in ein Gespräch. Der „Schmutz“ an den Fingern von Heike Dittrich, Studentin an der Kunsthochschule, war eingetrocknete Farbe. Der Gesprächsfaden zwischen beiden riss nicht ab, nicht auf dem Spaziergang über die Brühlschen Terrassen und auch nicht in Heikes Studenten-Bude, wo sie und er sich gegenseitig portraitierten."
Künstler zu fotografieren, ist für jeden Fotografen eine besondere Herausforderung. Marion Klemp hat dieses Besondere dazu veranlasst, als Hausfotografin an das neu renovierte Schauspielhaus zu gehen. Sie erinnert sich: "Ein nackter Raum in einer zugigen Baubaracke, ein leerer Schreibtisch, ein Stuhl – das war im April 1984 mein neuer Arbeitsplatz. Um die Jacke aufzuhängen, hämmerte ich einen Nagel in die Wand. In sechs Monaten sollte das Schauspielhaus am heutigen Gendarmenmarkt als Konzerthaus öffnen und ich konnte als Hausfotografin schon vor der 'Wiedergeburt' dabei sein. Die Herausforderung an mich im Tempel der klassischen Musik: Menschen in ihrem Tun fotografieren, die das meist gar nicht wollen. Sie möchten selbst bei Proben bis in den zartesten Ton verschmelzen mit der Musik. Das plötzliche Klicken einer Kamera und Schritte auf der Bühne – und sind sie noch so leise – können Künstler bis über ihre Schmerzgrenze bringen. In diesem Spannungsfeld Strategien für gute Fotos entwickeln, hat mich immer wieder gereizt."
Rügen Februar 1989. Touristisch gesehen lag die Insel – wie alle Winter zuvor - in tiefem Schlaf. Doch der aus Sachsen zugereiste Pfarrer in Altenkirchen, der Mann mit der Brille, hatte voll zu tun. Die über Jahrzehnte ausgetriebenen Bäume auf dem Friedhof mussten gestutzt werden. Da es keinen Baumdienst gab, musste Pfarrer Coblenz selbst ran und konnte die nötigen Helfer aus dem Dorf mit „was zum Aufwärmen zwischendurch“ motivieren.
Die Nikolaikirche ist das älteste intakte Kirchengebäude in der historischen Mitte von Berlin und steht seit den 1980er Jahren unter Denkmalschutz. Die im Jahr 1938 entwidmete Kirche ist ein seit den späten 1990er Jahren zur Stiftung Stadtmuseum Berlin gehörendes Museum, in dem auch regelmäßig Konzerte stattfinden. Die Kirche wurde durch Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkrieges bis auf die Grundmauern zerstört und blieb zunächst als Ruine bestehen. Im Zuge der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahre 1987 wurde sie von 1980 bis 1987 vollständig wiederaufgebaut.